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Intelligenter Content: menschlich vs. künstlich

Chancen und Grenzen von KI für kreative Contententwicklung

Die Entwicklungen und konkreten Anwendungen der Künstliche Intelligenz (KI) erregen zurzeit die Gemüter, faszinieren auf Grund ihrer ungeahnten Möglichkeiten und fordern sogleich Regulierungen, um Fehlentwicklungen und Missbrauch zu vermeiden. Ähnliche Aufmerksamkeit und auch vergleichbare Reaktionen haben die Erfindung des Internets vor 30 Jahren und der spätere Siegeszug der mobilen Geräte für digitale Information und Kommunikation erfahren. Und noch später die verschiedenen Social Media Plattformen und ihre umfangreiche Nutzung durch Menschen jeden Alters weltweit. Es liegt nahe, die Möglichkeiten der KI auch für professionelle Kommunikationsarbeit zu nutzen. Für alle, die sich professionell mit Content, d. h. vor allem Text und Bildmaterial, beschäftigen, lenkt das die Aufmerksamkeit sofort auf die Möglichkeiten, mit menschlicher Intelligenz erzeugten Content mit KI gewissermaßen zu imitieren, eventuell auch nur zu ergänzen oder wie auch immer geartet zu bereichern.

KONKURRIERENDE INTELLIGENZEN

Können bislang allein von Menschen erzeugte Inhalte tatsächlich auch oder genauso gut von einer Software ersetzt werden? Künstliche Intelligenz ist schon seit Jahrzehnten zumindest im wissenschaftlichen Diskurs ein Thema und wird auch für praktische Alltagsanwendungen nutzbar gemacht. Zum Beispiel haben viele schon einmal KI basierte Anwendungen genutzt, etwa in Form von Desktop- oder Smartphone Apps, die auf gespeichertes Wissen zugreifen und gleichzeitig erste interaktive Möglichkeiten bereitstellen. Dennoch hätten noch vor dem Jahresende 2022 die meisten Nutzer KI Anwendungen als vielleicht interessantes, aber eben noch nicht sehr weitgehendes Instrument aufgefasst. Erst durch die jedermann zugängliche und einfach nutzbare Software ChatGPT ist KI ins Zentrum verbreiteter Aufmerksamkeit gerückt. Und die Einschätzung der Leistungsfähigkeit und des Nutzens der Technologie hat sich im gleichen Zug geändert. Auf einmal war ein zwischenzeitlich erfolgter Fortschritt deutlich erkennbar geworden. Denn grammatikalisch einwandfreie und in Sekundenschnelle vorliegende Antworten auf schriftlich gestellte Fragen hatte man so nicht erwartet. Auch nicht, dass die Antworttexte erstaunlich detailreich, differenzierend und logisch aufgebaut erscheinen – jedenfalls wenn die Fragen geschickt gestellt werden.

WUNDERKIND CHATGPT

Zum ersten Mal hatte man den Eindruck, dass die Leistung einer KI Software über bloßes Ausgeben von Ergebnissen hinausgeht, die aus online verfügbaren Quellen herausgezogen werden. Die ausgegebenen Texte haben oft die Anmutung sorgfältiger Formulierungen, die individuell von einem Menschen erzeugt wurden. Dabei beruht ihre Fähigkeit, wie man hört, auf einer Art Wahrscheinlichkeitsrechnung: Welche sprachliche Umsetzung klingt oder ist bei der gestellten Frage oder Aufgabe am schlüssigsten? Also werden eigentlich quantitative Kriterien zum Erzeugen qualitativ differenter und sinnhafter Texte genutzt. Das ist neu und faszinierend zugleich. Wenn man etwas experimentiert, verschiedenartige Fragen formuliert und Aufgaben stellt, kann man schnell die Möglichkeiten und aber auch Grenzen dieser Technologie ausloten. Zum Beispiel stellt man fest, dass sie kein Ersatz für bislang verbreitete Methoden des Recherchierens von Inhalten über die Suchmaschinen darstellt. Tatsächlich kommt bei konkreten Fragen etwa zu lokalen Unternehmen der Hinweis, dass die Informationen, die der KI zur Verfügung stehen, nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt der Vergangenheit reichen (aktuell bis September 2021). Man wird dann tatsächlich auf das Internet und dort zur Verfügung stehenden Informations- und Recherchekanäle verwiesen. Die Software ist in solchen Fällen auch sympathisch „ehrlich“, weist ganz offen und direkt auf die Grenzen ihrer Möglichkeiten hin. Und bei Inhalten, die diesen Beschränkungen nicht unterliegen, werden oft schlicht falsche, teilweise falsche oder falsch miteinander verknüpfte Informationen ausgegeben. Bei Themen, mit denen man sich auskennt, lässt sich das am einfachsten einschätzen. Man sieht dann, dass einzelne Ergebnisse erstaunlich treffend ausfallen, oft auch ein komplexes Inhaltsfeld sehr gut zusammenfassen oder im Überblick umreißen. Und dann sind aber auch Textabschnitte eingefügt, bei denen die offenbar vorhandene „Kreativität“ der Software übers Ziel hinausschießt und zwar gut klingende, aber völlig konstruierte Sätze erzeugt.

VORRANG MENSCHLICHER INTELLIGENZ

Für praktische Kommunikationsaufgaben stellt sich durch den Vergleich von Chancen und Schwächen dann die Frage des Nutzens konkreter und macht eine zentrale Erkenntnis unübersehbar: Die Künstliche Intelligenz kann niemals ein vollwertiger Ersatz für menschliche Intelligenz sein, schon allein, weil sie auf letzterer aufbaut, ihr aber der ganze komplexe Umfang nur menschlich erlernbarer Sprachkompetenz fehlt. Letztere ist abhängig von gelebter Kommunikation mit anderen Menschen, von kulturell, gesellschaftlich, persönlich und situativ geprägten feinen Unterschieden, die sich u. a. in einer unendlichen Vielfalt von Bedeutungen und gedanklichen Verknüpfungen zum Ausdruck bringt. Die KI macht sich all dies zu Nutze, kann an die Komplexität und Treffsicherheit menschlicher Sprachintelligenz aber nicht heranreichen.

ANWENDUNGSBEISPIELE FÜR CHATGPT

Wie kann eine Anwendung wie ChatGPT so verwendet werden, dass sie einen tatsächlichen Mehrwert darstellt und nicht nur als technische Spielerei ein Nischendasein fristet?

Viel beachtete Themen und konkrete Aufgabenstellungen

Da sind Themen, die viele Menschen immer schon interessieren. Man möchte zu einem dieser zeitlosen Themen etwas schreiben und bringt die eigenen Grundkenntnisse zu diesem Thema in die Frage- bzw. Aufgabenstellung ein. Beispiel: Ein(e) Schüler/in möchte ein Baumtagebuch für den Sachkunde-Unterricht verfassen, hat die Aufgabe, die Linde im jahreszeitlichen Verlauf zu beobachten, ihre Veränderungen festzuhalten und auch, welche Bedeutung die Baumart generell in unserer Gesellschaft spielt. Grundkenntnisse zum Thema wurden im Unterricht bereits vermittelt und individuell verarbeitet, deshalb kann die Aufgabenstellung an ChatGPT konkret formuliert werden:

Erzeuge mir einen Text für einen Baumtagebuch-Eintrag, der sich um die Baumart Linde dreht, ihre Botanik, jahreszeitliche Veränderungen, historische und volkstümliche Bedeutungen, heilpraktische Anwendungen u. s. w.

Die Antwort der Software auf diese konkret formulierte Frage hat einen erstaunlich differenzierten Aufbau, der die gegebenen Teilthemen und Gliederungspunkte berücksichtigt:

Titel: Das Geheimnis der Linde - Ein Baumtagebuch-Eintrag

Datum: [Datum einfügen]

Liebes Baumtagebuch,

heute möchte ich über einen ganz besonderen Baum schreiben, der meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat - die Linde. Diese majestätische Baumart, botanisch bekannt als Tilia, ist seit jeher mit einer Fülle von Bedeutungen, Legenden und Anwendungen verbunden. Die Linde ist ein Laubbaum, der imposante Höhen erreichen kann und mit einer dichten, grünen Krone aus ovalen, herzförmigen Blättern geschmückt ist. Ihre Blütezeit im Frühsommer ist ein spektakuläres Ereignis, wenn sich duftende Blüten in großer Zahl entfalten und die Luft mit ihrem süßen Aroma erfüllen. Beim Anblick einer Linde fühlt man sich sofort von einer Aura der Ruhe und Gelassenheit umgeben.

Diese Baumart hat eine lange Geschichte und spielt eine wichtige Rolle in den Kulturen und Traditionen vieler Völker. In der germanischen Mythologie galt die Linde als heiliger Baum der Göttin Freya, die Liebe und Fruchtbarkeit symbolisierte. In der Volkskunde wurde die Linde oft als "Baum des Lebens" bezeichnet, der Schutz und Segen spendet.

Die Linde hat auch eine reiche heilpraktische Tradition. Ihre Blüten werden seit Jahrhunderten zur Herstellung von beruhigenden Tees und Tinkturen verwendet, die bei Schlaflosigkeit, nervöser Unruhe und Magenbeschwerden helfen sollen. Die Linde wurde auch für ihre entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften geschätzt und fand Anwendung in Form von Salben und Umschlägen.

Im Laufe der Jahreszeiten durchläuft die Linde faszinierende Veränderungen. Im Frühling erwacht sie aus dem Winterschlaf und ihre Knospen platzen auf, um neues Leben hervorzubringen. Im Sommer präsentiert sie uns stolz ihre prächtigen Blüten, die Bienen und andere Bestäuber anlocken. Der Herbst bringt ein Farbenspiel von gelblichen und goldenen Tönen, bevor die Linde sich im Winter zur Ruhe begibt.

Die Linde ist nicht nur ein Baum, sondern ein Symbol für Schönheit, Harmonie und Heilung. Ihr Anblick und Duft berühren unsere Sinne und laden uns ein, uns mit der Natur zu verbinden. Sie erinnert uns daran, dass wir im Einklang mit unserer Umwelt leben sollten.

In diesem Baumtagebuch-Eintrag habe ich nur einen kleinen Einblick in die faszinierende Welt der Linde gegeben. Es gibt noch so viel mehr zu entdecken und zu erforschen. Ich freue mich darauf, weiterhin die Wunder der Natur zu erkunden und meine Begegnungen mit Bäumen wie der Linde festzuhalten.

Bis bald, liebes Baumtagebuch.

Mit grünen Grüßen,

[Dein Name]

Dieser Ergebnisausgabe zeigt: Man erhält einen grammatikalisch korrekten Antworttext, der schon das angestrebte Textformat Blog-Eintrag berücksichtigt und alle relevanten Teilthemen zumindest anreißt. Ein Rohtext, der als Vorlage verwendet werden kann, z. B. indem eigene Beobachtungen an passender Position eingefügt, erkannte inhaltliche Fehler korrigiert werden, die Gliederung vielleicht noch weiter differenziert wird. Mit anderen Worten: Schüler/innen können auf der Grundlage konkreter und genauer werden, ohne das eigene Beobachten und Denken außen vor zu lassen. Die eigene kreative Leistung baut eben nur auf einem künstlich erzeugten Text auf, dessen Inhalt und Logik bereits aus der eigens formulierten Aufgabenstellung resultiert, d. h. auf individueller menschlicher Intelligenz basiert. In diesem Beispiel ist ein bereits kontrovers diskutierter Anwendungsfall angesprochen, die Nutzung von ChatGPT im schulischen Bereich. Natürlich wittert man bereits Gefahren und sind erste Betrugsversuche öffentlich geworden, dass die Software z. B. zur Lösung von Abituraufgaben missbraucht worden sein soll. Die weitere Diskussion wird deshalb auch dafür eine regulierende Lösung finden müssen. Gleichzeitig können Lehrer/innen wie Schüler/innen die Anwendung kreativ weiterentwickeln, z. B. in der Form, dass Pädagogen künstlich erzeugte Antworttexte vorgeben und die Schüler/innen zur Identifizierung von Fehlern unter Verwendung menschlicher Intelligenz angehalten werden.

Software nutzen und analysieren

Selbst wäre ich nicht auf die Idee gekommen, aber Berichte über diese Form der Nutzung von ChatGPT haben mich neugierig gemacht. Natürlich, Codezeilen einer Auszeichnungs-, Skript- oder Programmiersprache sind auch Text. Und auch für sie gelten konventionell Anweisungen und eine Syntax, die relativ festgelegt sind. Im Gegensatz zur Wortsprache fallen dabei die unendlichen Vieldeutigkeiten, situations- und kontextabhängigen Bedeutungen weg. Aber es gibt Versionen mit Unterschieden der Sprachelemente und der Syntax. Auf dem Gebiet kann ChatGPT die vielleicht überzeugendste Rolle spielen, wenn es z. B. darum geht, eine bestimmte Programmiersprache zu erlernen, sie zu nutzen, auch ohne vollständig fachkundig zu sein, oder Code einer individuell bereits erlernten Sprache zu analysieren, etwa um nach Fehlern zu suchen. Dabei trifft dann Technik auf Technik, die sich selbst wohl am besten und zuverlässigsten versteht. Es gibt Berichte über Firmen, die durch KI weniger menschliche Intelligenz, sprich weniger Mitarbeiter/innen, im Bereich der Softwareentwicklung benötigen. Das zu bewerten, ist ein Thema für sich und gehört zur Technikfolgenanalyse im Zusammenhang mit KI. Selbst habe ich bei einigen Gelegenheiten immerhin feststellen können, dass ziemlich klar formulierte Fragen zu Codebeispielen z. T. erhellende Hinweise ergaben, die durch Suchmaschinenrecherche u. U. langwieriger zu ermitteln gewesen wären. Auch waren die Hinweise konkreter, da man ja den betreffenden Codeabschnitt selbst eingeben kann, was bei einer Internet-Recherche eher selten zu brauchbaren Ergebnissen führt. Die KI dagegen kann ganz konkrete Fehlerhinweise geben und auch z. B. auf Versionsdifferenzen und mögliche Fehlerlösungsquellen aufmerksam machen.

Ein Themenfeld sondieren und Grundlagentexte ausgeben

Wenn man die aktuell krisenhaften Herausforderungen in der Welt betrachtet, finden sich zahllose komplexe Themen, die täglich in den Medien verarbeitet werden, oft im Detail und mit Bezug zu einzelnen Entscheidungen, Ereignissen oder Maßnahmen. Bei so viel Nachrichten kann man leicht den Überblick verlieren. Wer sich als professioneller Kommunikationsfachmann im Auftrag eines dieser Themen vornimmt, sieht sich zunächst einer umfangreichen Rechercheaufgabe gegenüber, an die sich die strukturierende Verarbeitung von Inhaltsmaterial und irgendwann die Ausformulierung anschließen. Ich denke, dass ChatGPT bei Themen, die wirklich flächendeckende Relevanz haben und über die vielfältig berichtet wird, tatsächlich ein brauchbares Tool darstellt, um einen ersten Überblick zur eigenen Orientierung zu erzeugen. Auf der Grundlage lassen sich dann Detailrecherchen anstellen, mithilfe der KI oder auch unabhängig davon, um tiefer und differenzierter in das Thema einzusteigen. Zum Beispiel habe ich das große Thema der Energiewende und der künftigen Energieversorgung, enggeführt am neuen Gebäude-Energie-Gesetz, zum Gegenstand einer KI-Anfrage gemacht:

Was versteht man unter Energiewende, speziell in Deutschland, und welche Auswirkungen könnte das aktuell diskutierte Gebäude-Energie-Gesetz für die Zukunft der Energieversorgung und den Einsatz erneuerbarer Energien haben?

Das Ergebnis zeigt, wie die KI tatsächlich auch topaktuelle Themen verarbeiten kann und dabei zu erstaunlich differenzierten Ergebnisausgaben gelangt:

Die Energiewende in Deutschland bezieht sich auf den langfristigen Umbau des Energiesystems, um weg von fossilen Brennstoffen und hin zu erneuerbaren Energien zu gehen. Die Energiewende hat das Ziel, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, die Klimaerwärmung zu bekämpfen und eine nachhaltige Energieversorgung für die Zukunft zu gewährleisten.

Die Auswirkungen des aktuell diskutierten Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) auf die Energiewende in Deutschland könnten signifikant sein. Das GEG zielt darauf ab, den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen im Gebäudesektor zu reduzieren, da dieser Sektor einen erheblichen Anteil am Gesamtenergieverbrauch und an den Emissionen ausmacht.

Das GEG hat verschiedene Auswirkungen auf die Zukunft der Energieversorgung und den Einsatz erneuerbarer Energien:

1. Energieeffizienzsteigerung: Das GEG legt energetische Anforderungen an Neubauten und Bestandsgebäude fest. Dies führt zu einer verstärkten Integration energieeffizienter Technologien und Lösungen, wie z.B. Wärmedämmung, effiziente Heizsysteme und intelligente Gebäudesteuerung. Dadurch kann der Energieverbrauch reduziert und der Einsatz erneuerbarer Energien effektiver genutzt werden.
2. Förderung erneuerbarer Energien: Das GEG verpflichtet Neubauten dazu, einen Teil ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken. Dies fördert den Ausbau erneuerbarer Energiequellen wie Photovoltaik und Solarthermie in Gebäuden. Darüber hinaus kann das GEG den Einsatz von Energiespeichersystemen fördern, um den Eigenverbrauch von erneuerbarem Strom zu optimieren.
3. Dezentrale Energieerzeugung: Durch das GEG werden Gebäude zu wichtigen Akteuren im Energiesystem. Sie können nicht nur Energie verbrauchen, sondern auch erzeugen und speichern. Dies fördert die dezentrale Energieerzeugung, da Gebäude vermehrt zu Energieerzeugern werden können, z.B. durch die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf Dächern.
4. Anreize für energetische Sanierungen: Das GEG bietet Anreize für energetische Sanierungen von Bestandsgebäuden, um deren Energieeffizienz zu verbessern. Durch Investitionen in energieeffiziente Maßnahmen können die Energiekosten gesenkt und der Einsatz erneuerbarer Energien gefördert werden.

Insgesamt kann das GEG dazu beitragen, die Energiewende in Deutschland voranzutreiben, indem es den Einsatz erneuerbarer Energien im Gebäudesektor steigert, die Energieeffizienz verbessert und den Ausstoß von Treibhausgasen reduziert. Es kann auch zu wirtschaftlichen Chancen führen, indem es den Ausbau erneuerbarer Energien und die Entwicklung energieeffizienter Technologien und Dienstleistungen fördert.

Dieses Beispiel zeigt auch, dass möglichst konkrete Fragen, die wichtige Stichworte enthalten, für die Qualität des Ergebnisses entscheidend sind. Man legt der Software damit quasi die Gliederung des Textes nahe. Und das bedeutet auch: Man muss vorher bereits einen zumindest groben Überblick haben. Zum einen, um zu wissen, welche Fragen überhaupt relevant sind, und zum anderen, um die Antwort auf besonders aktuelle Aspekte des Themenkomplexes hin auszurichten.

UNTERSCHEIDUNG UND URSPRUNG

Dass KI und natürliche Intelligenz von Menschen im Fall der Verarbeitung und Verwendung von Sprache niemals die Identität tauschen können, scheint mir schon an den genannten drei Anwendungsbeispielen ersichtlich. Auch wenn man anhand kurzer Textabschnitte ohne weitere Information und ohne Kontext nicht unbedingt immer eine klare Identifizierung möglich ist. Und auch bei anderen KI Anwendungen, etwa bei der Verarbeitung von Fotografien und Grafiken, sind jüngst Beispiele öffentlich geworden, bei denen man zumindest stark in Zweifel kommen kann, ob die dargestellt Szene nun echt oder künstlich konstruiert ist. Insofern ist es durchaus möglich, dass die Raffinesse der KI Erzeugnisse weiter zunehmen und entsprechende Regulierungen bzw. Kennzeichnungspflichten unvermeidlich sein werden. Was mir aber noch viel entscheidender erscheint, ist der schlichte Umstand, dass KI immer an schon irgendwie Bekanntem ansetzen muss, das letztlich menschlich intelligenten Ursprungs ist. Sie kann es mittlerweile ziemlich kreativ weiterverarbeiten und kombinieren, auch in gewissen Grenzen eigene Phantasie entwickeln. Aber gänzlich neue inhaltliche „Erfindungen“ sind insbesondere im Bereich der Sprache von KI nicht zu erwarten, sind möglicherweise niemals erwartbar.

SPEKTRUMSERWEITERUNG FÜR KREATIVEN CONTENT

Für Agenturen und andere Kreative, die Wortsprache als eines ihrer wichtigsten Arbeitsmittel ansehen, wird sich in wesentlichen Teilen durch KI nichts ändern. Dass KI die Arbeit der Kreativen sozusagen überflüssig macht, ist nicht möglich, da diese Arbeit wesentlich, wenn auch nicht ausschließlich darin besteht, noch nicht vorhandene Inhalte erst ins Leben zu rufen, sie erstmals zu erzeugen, den Tatsachen, den Wünschen der Auftraggeber und den eigenen kreativen Absichten entsprechend. In diesem wichtigen Arbeitsfeld greifen analoge und digitale Welt notwendig ineinander. Die Begegnung mit der Arbeitsumgebung und der Persönlichkeit der Auftraggeber lässt sich in den meisten Fällen nicht ausschließlich durch Fernkommunikation umsetzen. Zumindest im Anfangsstadium eines Projekts ist die persönliche Begegnung ein Qualitätskriterium. Je weniger definiert anfänglich die Aufgabe und der Anspruch sind, umso wichtiger ist diese persönliche Ebene. Und dann ist das Eruieren und Zusammentragen von passenden Textinhalten immer eine Sache, die in Form mündlicher oder schriftlich vermittelter Wortsprache ablaufen muss. Denn was nach außen getragen und öffentlich gemacht werden soll, ist bis dahin noch nicht vorhanden, ist im konkreten persönlichen Austausch erst zu ermitteln. KI hilft da nicht weiter, da konkrete Daten solange noch nicht erfasst und bearbeitet werden können, wie sie online noch nicht vorkommen. Die Geburt der Textinhalte ist somit eine Herausforderung allein für die beteiligten Menschen mit ihrer ganz eigenen menschlichen Intelligenz und Sprachkompetenz. An dem, was als Ergebnis dieser persönlichen Kreativleistungen öffentlich einsehbar und lesbar ist, können dann später Menschen entweder mit ausschließlich eigener Intelligenz oder mit Unterstützung der Künstlichen Intelligenz weiterarbeiten. Man kann daher sagen, dass durch die Verbreitung und Optimierung von KI Tools die Produktion kreativen Contents bestenfalls eine Spektrumserweiterung erfährt. Eine Erweiterung, welche das Primat der menschlichen gegenüber der künstlichen Intelligenz aber nicht aufzuheben vermag.

© Bernhard Lux / LinieLux – Kommunikation

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